Ich war auf dem Heimweg von meiner samstägigen Pflichtsportübung. Der rechte Fuß brannte wie die Hölle und ich freute mich schon auf Beine hoch lagern plus Kaffee trinken. Da sah ich vor mir ein Plakat. 13. Österreichischer Friedhofslauf stand da in dicken, fetten, weißen Lettern auf blauem Hintergrund. Darunter eine weiße Taube mit Laufschuhen im Schnabel.
Wird wohl eine Friedhofstaube sein, dachte ich mir und wunderte mich, auf welch schräge Ideen manche Menschen kommen. Blitzartig ging das Kopfkino an. Sondervorstellung.
Zentralfriedhof, Tor 2. Nach einem Trainings- und dem Qualifikationslauf hat die Elite der Wiener Pensionistenheime, die Schnabelhäferlrambos, Aufstellung genommen. Vom Start weg geht es direkt zur Luegerkirche, dann scharf nach rechts – einige Teilnehmer haben bereits in der Quali die Kurve mit angezogener Handbremse driftend genommen – nach etwa zweihundert Metern wieder eine Rechtskurve gefolgt von einer langen Geraden. Ziel ist das Tor 3. Anfänglich wollten die Organisatoren den Kurs beim Krematorium enden lassen, allerdings befand man die Idee als doch nicht so gut.
Konzentriert starren die Teilnehmer auf den Rennleiter mit der Startpistole. Schnell werden noch die Sonnenbrillen zurecht gerückt, ein Blutdrucksenker eingeworfen – das ist erlaubt und gilt nicht als Doping – oder die Wirkung der Bremsen überprüft. In der ersten Startreihe stehen die Favoriten, die übrigens aus Penzing kommen, mit tiefer gelegten Rollatoren samt verchromten Alufelgen.
Startschuss. Aus der zweiten Reihe macht ein besonders Unerschrockener einen Wheelie mit der Gehhilfe und schlurft gekonnt aber nicht risikolos an dem Konkurrenten links von ihm vorbei. Tja, bei der verlockenden Siegerprämie – ein Eichensarg mit Ralleystreifen – scheut niemand das Risiko.
Ungläubig gehe ich näher ran und betrachte noch einmal das Plakat. 13. Österreichischer Friedenslauf. Verdammt. Die erste Version gefiel mir viel besser.
franzjosefs