"Gezählte Wirklichkeit" *** Das neuste Buch von Wilfried John

"Gezählte Wirklichkeit" *** 
Das neuste Buch von Wilfried John

Der Autor

Wilfried John wurde 1956 in Hohen-Sülzen/Rheinhessen geboren. Seine Kindheit war unbeschwert, behütet von der Abgeschiedenheit des kleinen Weindorfes und einer strengen, religiösen Familie. Seine Schulzeit begann in der dörflichen Zwergschule mit 8 Klassen und einem einzigen Lehrer in einem einzigen Klassen-Raum. Nach der Schulzeit, begann er eine Lehre als Starkstromelektriker in einer Maschinenfabrik.

Fast sofort engagierte sich W. John gewerkschaftlich und schloss sich der Sozialistischen Jugend an. 1974 legte er seine Facharbeiterprüfung ab und arbeitete zunächst als Elektriker… auch oft im Ausland. Später wurde er freigestelltes Betriebsratsmitglied und schließlich Vorsitzender des Betriebsrats. Seit dem Jahre 2000 arbeitet er als freiberuflicher Referent für Arbeitsrecht, Journalist und Autor.

Kurz vor seiner Facharbeiterprüfung im Januar 1974, putschte am 9.11.1973 das Militär in Chile. In der Unterstützung des chilenischen Untergrunds, bekam er Kontakt zu Lateinamerikanern und Lateinamerikanischer Literatur. Aus dieser Zeit resultieren erste Schreibversuche. John veröffentlichte seit 1988 fünf Lyrik-Bände. Die bibliographische Vita findet man unter 

http://www.wolfskreis-lyrics.de/modules.php?name=Content&pa=showpage&pid=17

Eine Leserstimme zum Inhalt

Na ja, wie die Bezeichnung Gedichtband schon nahelegt, enthält er halt Gedichte. Und wie man sich auf Grund meiner Einleitung vielleicht denken kann, sind es eben nicht die typischen klassischen gereimten Gedichte, sondern moderne Lyrik. In dem besagten Interview sagt der Autor zu der Art Texten die er schreibt „vers libre“ und, dass er ein überzeugter Vertreter dieser Richtung der Lyrik sei. Er sagt selbst: „…verzichte also in meiner Lyrik bewusst auf den Reim und auf regelmäßiges Versmaß – auf überlieferte starre Regeln, was natürlich nicht heißt, dass ich diese Formen grundsätzlich ablehne; ich bewundere sie sogar, wenn sie von Meistern virtuos eingesetzt werden.“

Seine Ausdrucksform, meint der Autor, sei das kurze Gedicht. Während der Lesung sagte er, dass alles Wichtige in einem Gedicht dann gut beschrieben sei, wenn es auf eine Buchseite passt. In 26 Kapiteln schreibt er über Themen aus der Natur und der Philosophie ebenso, wie über Menschlichkeit, Kultur und Politische Betrachtungen. Auffällig sind die kritischen Texten über Religion und Kirche. Aber auch die Liebe kommt nicht zu kurz – die 26 Haikus für seine Frau sind 26 kleine literarische Schmuckstückchen.

Eingeleitet werden die Kapitel mit Fotos, die der Autor selbst – lt. Quellenverzeichnis – in Portugal, Spanien, Deutschland, der Türkey und Kenia aufnahm. Natürlich sollte man nicht annehmen, dass das irgendwelche plakativen Fotos wären. Der Autor sagt im Interview: „Die Idee hinter den Titelbildern: Bilder sagen mehr als tausend Worte… den Satz kennen Sie. Aber jedes Bild hat auch seine eigene Sprache und es ist möglich, dass jeder Betrachter es unterschiedlich versteht. Ich hatte die Absicht, den Lesenden dieses assoziative Spielchen zu gönnen… wenn ich z.B. die 7 Weltmeere mit einer Aufnahme des „Alten Sklavenmarkts von Lagos/Portugal“ bebildere oder die 10 Gebote mit der Nahaufnahme eines Stacheldrahts.

Da das Buch auch bei einem großen Online-Händler zu haben ist und dort Leseproben und ein Inhaltsverzeichnis angeboten werden, erspare ich es mir, das hier zu wiederholen. Aber ein Beispiel für die Art von Lyrik möchte ich anbieten. Da das Gedicht bei oben genanntem Online-Händler als Leseprobe eingestellt ist, kann ich es ohne eine Urheberrechtsverletzung zu riskieren hier einfügen. Aus dem Kapitel „Die zwei Gezeiten“ das Gedicht „Ebbe“:

Ebbe

Der Ozean rückt
Von seinem Ufer ab
Gönnt dem Land
Eine kurze Pause

Ebbe nährt die Illusion 

Von ewiger Beständigkeit

Des trocknen Landes

Auf dem wir einzig leben

Doch gar nichts ist von Ewigkeit

Nicht einmal der Mond
Der diese Illusion uns schafft
Wird auf ewig scheinen

Herzlichst

Mary-Therry